Der Weg zu einem neuen Löschfahrzeug

Wir befinden uns gerade mitten in der Beschaffung eines neuen Löschfahrzeuges. 

Doch wie läuft so etwas eigentlich ab? Wer entscheidet was gekauft wird? Und wer bezahlt ein Feuerwehrfahrzeug? Das alles möchten wir Euch nicht vorenthalten und begleiten diesen Prozess bis zur Indienststellung.

1. Der Feuerwehrbedarfsplan

Im Jahr 2019 wurde in Walldürn ein sogenannter Feuerwehrbedarfsplan erstellt. Hier wird mittels verschiedenster Faktoren die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr ermittelt. Passt zum Beispiel unser Fuhrpark zu unserem festgestellten Aufgabenspektrum? Haben wir alle nötigen Ausrüstungsgestände? Oder können diese durch Nachbarwehren in der geforderten Zeit zur Einsatzstelle gebracht werden?   

So wurde für die Abteilung Walldürn ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug 10 – besser bekannt unter der Kurzbezeichnung HLF 10 -gefordert. Dieses soll unser aktuelles Tanklöschfahrzeug 16/25 ersetzten, welches zukünftig in der Abteilung Gottersdorf stationiert wird.

2. Freigabe durch den Gemeinderat 

Der Gemeinderat der Stadt Walldürn hat am 22.01.2020 die Umsetzung der empfohlenen Beschaffungsmaßnahmen entsprechend dem Soll-Konzept des Feuerwehrbedarfsplans im Rahmen der haushaltsrechtlichen Möglichkeiten beschlossen.

Auf Grundlage der Bestimmungen im Feuerwehrgesetz für Baden-Württemberg, wonach jede Gemeinde auf ihre Kosten eine den örtlichen Verhältnissen leistungsfähige Feuerwehr aufzustellen, auszurüsten und zu unterhalten hat, erfolgte durch den Gemeinderat die Zustimmung zur Fahrzeugbeschaffung sowie die Bereitstellung der hierfür erforderlichen finanziellen Mittel.

Das Land Baden-Württemberg fördert die Beschaffung des HLF 10 mit einem Festbetrag in Höhe von 92.000 €. Der Neckar-Odenwald-Kreis unterstützt zusätzlich mit einer Zuweisung in Höhe von 30 % der Landesförderung = 27.600 €. Zudem erhält die Stadt Walldürn eine Investitionshilfe aus dem Ausgleichstock in Höhe von 65.000 €. Somit beläuft sich die Gesamtförderung auf 184.600 €.

3. Planung

Für die Detail-Planung wurde ein Arbeitskreis „Fahrzeugbeschaffung“ eingerichtet, der sich aus Feuerwehrmitgliedern der verschiedensten Bereiche zusammensetzt (z.B. Atemschutzgeräteträger, Maschinisten, Führungskräfte und Gerätewarte). 

Bei Besprechungen wird geklärt, wie das Norm-Fahrzeug nach individuellen einsatztaktischen Gesichtspunkten konzipiert und nach besonderen Anforderungen ausgestattet werden soll.

4. Ausschreibung

Die europaweite Ausschreibung erfolgte auf Grundlage einer Leistungsbeschreibung mit allgemeinen Vertragsbedingungen, aufgeteilt in 3 Lose – Fahrgestell, feuerwehrtechnischer Aufbau und Beladung. Dabei wird beispielsweise das benötigte Lkw-Fahrgestell beschrieben, welche Anforderungen an den feuerwehrtechnischen Aufbau gestellt werden und der Umfang der feuerwehrtechnischen Beladung festgelegt. Hier kommen schnell bis zu 70 DIN A4 Seiten zusammen.

5. Auftragsvergabe

Auf Grundlage der Leistungsbeschreibungen reichen Bieter für die verschiedenen Lose bis zu einem bestimmten Stichtag auf elektronischem Wege ihr Angebot ein. Nach festgelegten Bewertungskriterien wird das jeweils wirtschaftlichste Angebot ermittelt und nach Zustimmung des Gemeinderates der Auftrag vergeben. 

Der Gemeinderat der Stadt Walldürn hat am 10.05.2021 in öffentlicher Sitzung nach Auswertung aller Angebote und Bewertung durch die Mitglieder des Arbeitskreises „Fahrzeugbeschaffung“ sowie der Stadtverwaltung die Vergabe der Aufträge für das Fahrgestell, den feuerwehrtechnischen Aufbau sowie die feuerwehrtechnische Beladung die Auftragsvergabe an die folgenden wirtschaftlichsten Bieter beschlossen:

Los 1 – Fahrgestell

Daimler Truck AG, Mercedes Benz Vertrieb Deutschland, Berlin / Autohaus Hch. Gramling, Mosbach

Los 2 – Feuerwehrtechnischer Aufbau

WISS GmbH & Co. KG Feuerwehrfahrzeuge, Herbolzheim

Los3 – Feuerwehrtechnische Beladung

Wilhelm Barth GmbH & Co. KG, Fellbach

Alle erfolgreichen Bieter, aber auch die Unterlegenen, wurden über die Entscheidung informiert. Eine offizielle Auftragserteilung darf nach dem zu beachtenden Ausschreibungsrecht frühestens nach einer Wartefrist von 10 Tagen erfolgen. Die Gesamtkosten für das HLF 10 belaufen sich auf 427.119,21 €. Nach den angegebenen Lieferfristen für die einzelnen Lose wird das Fahrzeug Ende 2022 fertiggestellt sein.

6. Herstellung des Fahrgestells

Zuerst wird das Fahrgestell vom Hersteller, in diesem Fall Mercedes Benz, produziert und an den feuerwehrtechnischen Aufbauhersteller überführt. Es handelt sich hierbei um einen Atego 1530 AF 4×4. Das Fahrzeug verfügt über einen permanenten Allradantrieb und ein Vollautomatikgetriebe.

7. Abstimmungen

Nachdem nun alle Rahmenbedingungen geklärt sind, werden in verschiedenen Besprechungen mit den Herstellern oder Zuliefern allerlei Fragen zur technischen Umsetzung geklärt.  Wo wird welches Gerät wie auf dem Fahrzeug untergebracht usw… Somit ist fast jedes Löschfahrzeug, trotz Norm, ein Unikat.

8. Abnahme

Ist das Fahrzeug soweit fertig gestellt, erfolgt eine Abnahme beim Hersteller damit auch wirklich alle Kundenwünsche erfüllt wurden, da diese Maßgeblich zum Einsatzerfolg mit dem Fahrzeug beitragen.

9. Abholung und Einweisung

Der Große Tag ist gekommen.  Eine „Abordnung“ unserer Kameraden durfte am 27.02.2023 nun endlich das fertiggestellte Löschfahrzeug abholen. In einer umfangreichen Schulung wird den Kameraden alles erklärt, damit diese Zuhause als Multiplikatoren ihr Wissen an die restlichen Kameraden weitergeben können. 

10. Übungen

Bevor das neue Fahrzeug in den Einsatz geht, muss natürlich Intensiv damit geübt werden. Fahrzeugkunde ist also angesagt.Aber auch gerade neue Ausrüstungsgegenstände, wie zum Beispiel unser Rettungssatz mit Akku-Technologie muss beherrscht werden.